Fachkompetenz entwickeln und vermitteln
Die DGHCE ist Mitglied des internationalen medizinethischen Kompetenznetzwerks, das sich weltweit für Patient*innenrechte einsetzt. Durch Konferenzen, wissenschaftliche Meetings, interdisziplinäre Publikationen, wissenschaftliche Fachartikel und Expertisen für Institutionen und interessierte Einzelpersonen zu vielfältigen Aspekten, Herausforderungen und Aufgaben des Konsumentenschutzes im Gesundheitswesen, aber auch durch Gutachten, Stellungnahmen sowie durch die Erstellung von Systematischen und Scoping Reviews und Fallanalysen für unsere Klient*innen, tragen wir dazu bei, die wissenschaftlichen Grundlagen des Konsumentenschutzes zu analysieren, der interessierten Öffentlichkeit theoretisch fundiert zugänglich zu machen und im Blick auf die Zeichen der Zeit kritisch zu beleuchten und weiterzuentwickeln.
Ausgangspunkt war im Frühjahr 2016 die internationale, interdisziplinäre Konferenz „Transsexualität. Eine gesellschaftliche Herausforderung im Gespräch zwischen Theologie und Neurowissenschaften“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Mainstattfand. Diese Konferenz wurde von den (späteren) DGHCE-Vorstandsmitgliedern Dr. Gerhard Schreiber in Kooperation mit Dr. Dr. Claudia Haupt konzipiert. Aus diesem internationalen Konferenzprojekt erwuchs schließlich die Idee einer internationalen, interdisziplinären Vernetzung in Gestalt der späteren DGHCE.
Im Herbst 2016 wurde dann von Gerhard Schreiber der rund 750 Seiten umfassende Konferenzband „Transsexualität in Theologie und Neurowissenschaften. Ergebnisse, Kontroversen, Perspektiven“ im Wissenschaftsverlag Walter de Gruyter (Berlin/Boston) veröffentlicht. Im November 2017 wurde der Band mit dem Siegele-Wenschkewitz-Preis ausgezeichnet.
Im Januar 2017 war es soweit, die Fachgesellschaft wurde gegründet. Im August 2017 folgte die erste internationale DGHCE-Konferenz über “TransEthik” mit Vortragenden und Expert*innen aus fünf Ländern.
Im April 2018 erschien eine Broschüre (“Handreichung”) mit dem Titel „Zum Bilde Gottes geschaffen. Transsexualität in der Kirche“, herausgegeben von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. An der Erstellung der Broschüre hatten Mitglieder der DGHCE ihre Expertise eingebracht (Dr. Gerhard Schreiber, Dr. Dr. Claudia Haupt und Sarah Rafaela Saenz).
Die Broschüre soll aus bewusst christlicher Perspektive heraus einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen in ihrer Vielfalt wahrgenommen und Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht und sexueller Orientierung beendet werden. Die Handreichung wendet sich vor allem an beruflich und ehrenamtlich in der Kirche Engagierte aber auch am Thema Interessierte. Im März 2019 ist diese Handreichung bereits in dritter Auflage (Auflage: 5.000 Stück) erschienen.
Zentrales Anliegen der Fachgesellschaft ist es, für ihre Expertisen das notwendige Wissen mit Methoden der evidenzbasierten Medizin aufzubereiten. Dazu begannen DGHCE-Mitglieder in Zusammenarbeit mit der trans-evidence-working-group sog. Reviews zu erstellen. Ein Review zu einem Thema dient der Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes, bündelt also den Stand des aktuellen Wissens.
Im Rahmen der DGHCE-Projekte über Transsexualität wurde in Zusammenarbeit mit der Cochrane Collaboration (die für uns zuständige Cochrane Reviewgroup hat ihre Editorial Base am Nuffield Department of Primary Care Health Sciences der Universität Oxford) im Oktober 2018 das HRT-Review-Projekt begonnen. Ziel ist es, das gegenwärtige Wissen über Hormontherapie für transsexuelle Frauen zusammenzufassen und kritisch zu bewerten. 2019 erscheint dann unter Mitwirkung der beiden DGHCE-Vorsitzenden ein Grundlagenartikel über Scoping Reviews in der international renommierten Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung, Qualität im Gesundheitswesen (ZEFQ). Zum Artikel.
Scoping Reviews sind ein neues, vielseitig einsetzbares, hocheffizientes Werkzeug, mit dem man besonders bei noch unzureichendem Forschungsstand die aktuellen Forschungsergebnisse zusammenfassen kann.
Aufbauend auf dem Hormon-Review sind verschiedene Projektgruppen der DGHCE mit der Erstellung weiterer Reviews befasst.
Unter dem Titel „Diverse Identität“ ist Ende 2018 ein von Gerhard Schreiber mit herausgegebener interdisziplinärer Sammelband zu Intersexualität erschienen („Diverse Identität. Interdisziplinäre Annäherungen an das Phänomen Intersexualität, Hannover: Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie 2018“). Der Band geht auf eine in Zusammenarbeit mit dem Studienzentrum der EKD für Genderfragen durchgeführte Tagung vom 6. bis 7. Dezember 2017 an der Evangelischen Akademie Loccum zurück.
Im Mai 2019 erschien das Taschenbuch mit dem Titel “Das Geschlecht in mir. Neurowissenschaftliche, lebensweltliche und theologische Beiträge zu Transsexualität” im Wissenschaftsverlag Walter de Gruyter (Berlin/Boston) mit deutschen Übersetzungen zentraler Beiträge der Frankfurter Konferenz 2016 sowie mit überarbeiteten, aktualisierten und neu ausgearbeiteten Beiträgen zu Transsexualität aus interdisziplinärer Perspektive.
In diesem, wiederum von Dr. Gerhard Schreiber veröffentlichten Band wurde auch erstmalig das TransDok-Projekt der DGHCE beschrieben. “Der Band enthält die Beiträge eines bislang einmaligen Dialoges zwischen Neuro- und Biowissenschaften auf der einen, Theologie und Kirche auf der anderen Seite. Während sich in den letzten 20 Jahren durch neurobiologische Forschung ein Paradigmenwechsel vollzogen hat, der mit der Entpsychiatrisierung und Entpsychopathologisierung von Transsexualität verbunden ist, so bleibt eine systematische Reflexion von Transsexualität im Kontext von Theologie und Kirche nach wie vor ein Desiderat. Hier setzen die Beiträge des Sammelbandes an: Bereits vorliegende Forschungsergebnisse aus Sicht der beteiligten Disziplinen werden dokumentiert, kontroverse Standpunkte miteinander ins Gespräch gebracht und Perspektiven für einen ethisch, politisch und rechtlich angemessenen Umgang mit Transsexualität als einer paradigmatischen Herausforderung zur gesellschaftlichen Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt eröffnet.”
Einen wichtigen Meilenstein bei der Entwicklung DGHCE-Forschungsprojekte stellt die Konzeption des TransDok-Vorhabens dar, bei dem erstmals die Methoden der Narrativ-basierten Medizin für die Erforschung des Phänomens Transsexualität nutzbar gemacht werden. Bei diesem Projekt geht es darum, Transsexualität von der Seite der Betroffenen für sich und Dritte nachvollziehbar zu machen. TransDok ist eine Sammlung von Selbstzeugnissen, in der Menschen mit Transsexualität ihre Erlebnisse und Erfahrungen schildern.